Mit dem Commodore C64 verbinden 70er-Jahrgänge ihre ersten PC-Erfahrungen. Jetzt ist der Computer im Brotkasten-Design zurück.Wer in den 70er-Jahren oder vorher geboren wurde und erstmals einen Rechner eingeschaltet hat, dürfte mit dieser Zeile in der Computerwelt empfangen worden sein: **** COMMODORE 64 BASIC V2 ****. So begrüßte der C64 seine Anwender. Schon das war aufregend, doch mit der zweiten Zeile „64K RAM“ wurde klar, was den Nutzer erwartete: ein Arbeitsspeicher mit einer Kapazität von stolzen 64 Kilobyte. Jetzt gibt es dieses Ur-Modell eines Heimcomputers wieder zu kaufen, wieder im Design eines grauen Brotkastens, technisch aber stark aufgerüstet.
Das ist nur bei einem genauen Blick auf die Seiten zu erkennen: Weder gab es 1982, als der C64 vorgestellt wurde, Anschlüsse für USB und HDMI noch einen Einschub für DVDs oder Speicherkarten. Der Commodore-Rechner gilt als der meistverkaufte Heimrechner, angeblich hat das Unternehmen knapp 20 Millionen davon absetzen können. Dabei kostete er anfangs etwa 1400 DM. Fast ein Jahr lang hielt sich dieser Preis, bis er dann schnell und deutlich auf wenige Hundert Mark sank.
Commodore konnte an den weltweiten Verkaufserfolg nicht anknüpfen und ging 1994 Konkurs. Erst vor knapp einem Jahr wurde das neue Unternehmen Commodore USA gegründet, das jetzt das technisch aufgemöbelte Modell anbietet – mit dem Slogan „Erinnerst du dich an deine erste Liebe?“. Bei aller Nostalgie: Im Inneren des neuen C64x arbeitet ein schneller Zwei-Kern-Prozessor. Der zwei Gigabyte große Arbeitsspeicher lässt sich auf vier Gigabyte aufrüsten, bei der Festplatte können Käufer Kapazitäten zwischen 160 und 1000 Gigabyte wählen.
Dazu gibt es Funkverbindungen wie WLAN und Bluetooth sowie optional ein DVD- oder Bluray-Laufwerk. Für die Elektronik der Stromversorgung scheinen die Commodore-Techniker im alten Gehäuse keinen Platz mehr gefunden zu haben, die läuft über ein externes Netzteil, das aber weit weniger klobig geraten ist als das Original. Ab Werk kommt der C64x mit der Linux-Version Ubuntu als Betriebssystem, es ist aber möglich, Windows darauf zu installieren.
Erste Auslieferung ab Mitte MaiÜber den Online-Shop des Herstellers können Interessierte den Rechner bestellen, sie müssen sich aber noch gedulden: Mit den ersten weltweiten Auslieferungen ist erst ab Mitte Mai zu rechnen. Je nach Version kostet der Computer im Retro-Look zwischen 600 und 900 Dollar. Für Tüftler gibt es eine ganz besonders karge Version, die nur aus Gehäuse, Tastatur und Kartenleser besteht, doch selbst dafür sind 250 Dollar zu zahlen.
Gerade Bastler hatten immer ihre Freude am guten, alten C64. Mancher entwickelte eine spezielle Reset-Taste, damit der Rechner nach seinen vielen Abstürzen wieder neu beginnen konnte. Andere lochten ihre teuren Speicherscheiben, so genannte Floppys, an bestimmten Stellen, um sie auf beiden Seiten beschreiben zu können. Oder sie fummelten mit einer Büroklammer herum, um die Lichtschranke für den Schreibschutz zu überlisten.